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Saturnino Celani in German

 

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von Alessandro Arcuri

Der Bassist eines Teenie-Idols wie Lorenzo “Jovanotti” Cherubini zu sein (http://www.soleluna.com), mit einer musikalischen Bandbreite von HipHop bis Weltmusik, heisst zwanglsaeufig, dass man immer tun muss, was der Chef befiehlt? Wenn man Saturnino’s (geboren Saturnino Celani) Karriere anschaut, lautet die Antwort „Nein“. Tatsaechlich hat seine Faehigkeit, einen persoenlichen Beitrag an die Musik zu leisten, zur Zusammenarbeit mit solch grossartigen Komponisten wie Franco Battiato (http://www.battiato.it), mit aufstrebenden Songschreibern wie Pippo Pollina  (http://www.pippopollina.com) sowie vielen Veroeffentlichungen unter seinem eigenen Namen gefuehrt. Und dies stets, ohne seine musikalische Identitaet zu verlieren, was nicht immer einfach ist.

Alessandro: Seit der ersten Jovanotti-LP hat das Bassisten-Image hier in Italien unter den jungen Leuten stets zugenommen. Denkst du, das musste sowieso so kommen, als Teil des natuerlichen Zyklus, wo der Saenger zuvorderst kommt, dann der Gitarrist und so weiter, oder denkst du, es ist wegen der Mischung zwischen deinem Charisma und Jovanotti’s Persoenlichkeit? 

Saturnino: Ich denke, es war ein gluecklicher Zufall, denn ich fand mich in einer musikalischen Situation wieder, die von Bass und Schlagzeug bestimmt war, in einem mehr rhythmischen als melodischen Umfeld, also kam ich ganz natuerlich in den Vordergrund, schon rein von der Lautstaerke her, das Instrument selber war sehr praesent und im Vordergrund, speziell bei den Aufnahmen mehr noch als live (denn das Problem ist speziell beim Aufnehmen). Wenn du ein Instrument nicht klar hoerst, kannst du dich auch nicht damit identifizieren, richtig? So war diesmal anstelle des Gitarristen als Partner der Bass an der Reihe. Das fuehrte zum verstaerkten Bewusstsein, zusammen mit vielen anderen grossartigen auslaendischen Musikern, der Rolle des Bassisten hier in Italien. 

A.: Also war es sowohl die gewinnenden Art von Jovanotti wie seine Musik selber, die deinen Bass so gut gefoerdert hat. 

S.: Sicher, ich hatte bereits andere Erfahrungen gesammelt, und auch wenn Aufnahmen Spass gemacht hatten, waehrend des Abmischens war es immer ein Chaos. Mit Lorenzo jedoch war und ist das Abmischen von Bass und Schlagzeug stets ein Vergnuegen. 

A.: Wenn man bedenkt, wie viele Frontleute heutzutage ihre Musiker in den Vordergrund stellen, ihnen so viel Platz lassen, ist es da nicht gefaehrlich, dass die jungen Musiker ihren ueberbewerteten Top-Ten Idolen nacheifern, oder hast du stattdessen eine vermehrte Rueckbesinnung zur Vergangenheit und den Bassisten der „alten Schule“ bemerkt, vielleicht unter deinen Studenten? 

S.: Ich habe keine Studenten! Ich habe einige Seminare gegeben, weil ich es mag, mit vielen Leuten auf ein Mal zu sprechen, Einzelunterricht betrachte ich als sehr schwierig, es ist sehr komplex und eine grosse Verantwortung, denn du erzaehlst und zeigst jemandem die Dinge aus deiner Sicht. Darum ist es etwas, was ich nicht gerne mache, aber ich habe ziemlich viel e-mail Korrespondenz mit Leuten, die spielen und mich um Rat fragen... und viele Bassisten haben dabei auch mitgeholfen. 

Heutige Bands wie die Red Hot Chili Peppers mit Flea haben enorm dazu beigetragen, den Bass songdienlich in den Vordergrund zu heben in Liedern, die man sich sowieso anhoert. 

A.: Du meinst, ohne dass man sich eine – sagen wir - 25-minuetige Solo-Suite von Rush anhoeren muss (obwohl ich Geddy Lee sehr schaetze), die vielleicht mehr etwas fuer den gewoehnten Zuhoerer ist?   

S.: Nun, das ist ein Name, der zu einer Art Musik fuert, die trotzdem einfach anzuhoeren ist. Nimm zum Beispiel eine Victor Wooten & Steve Bailey Platte... Ich meine, wenn ein sechzehnjaehriger Junge Bass lernen will und vielleicht einem Maedchen seine Gefuehle zeigen will, und er ihr solche Platten vorspielt, dann sagt sie wahrscheinlich etwas wie “Junge, du hast ein Problem”. Wenn er ihr aber Red Hot Chili Peppers spielt, dann ist das Magie zwischen den beiden. Ich gebe dir die Red Hot Chili Peppers als Beispiel, aber fuer mich waren die fruehen Level 42 auch sehr wichtig. 

A.: Die waren super! Ich habe einige ihrer Stuecke aufgrund von Noten geuebt, die ich per Zufall auf dem Internet gefunden habe. Manchmal scheinen gewisse Bassisten einfach vergessen zu werden... Da wir ueber die heutigen Bassisten sprechen, du erwaehntest Flea, und dann? 

S.: Unter den aktuellsten ist Me’Shell N’dege Ocello, die ich wirklich sehr mag, aber wie gesagt, ich mag die Art, wie sie die Basslinie in die Songstruktur einfuegt. Dann ist da Tony Levin, ein Bassist von frueher wie auch von heute. Es gibt wirklich ein paar musikalische Persoenlichkeiten, die im Grunde alterslos sind. Da ist zum Beispiel Mister Unbekannt, der auf dem Hair-Soundtrack gespielt hat, der einem Angst macht! 

A.: Du weisst seinen Namen nicht?   

S.: Nein, ich hab es auf dem Plattenumschlag gelesen, aber ich kann mich nicht mehr erinnern... er muss ein Mitglied des Musical-Orchesters gewesen sein, er ist krass!   

A.: Gut zu wissen... ich muss mir das notieren…   

S.: Wenn du bei “Aquarius” genau hinhoerst, das ist wundervoll, und du hoerst, dass er nicht einen vornotierten Part nachspielt, sondern nur ueber die Akkorde improvisiert, das hoerst du an den Sachen, die er spielt... wirklich unglaublich!   

A.: Da du ueber die Rolle des Basses sprichst, ich habe mal gehoert, dass du es nicht magst, ein Session-Musiker genannt zu werden, oder einer zu werden. 

S.: Nun, das ist keine Kategorie, ich meine, ich betrachte Musik – wie jede andere Kunst – als ein enormes Privileg... fast wie einen Fluch und eine Gabe gleichzeitig. Ich wollte Bassist sein, seit ich 14 Jahre alt war, und ich habe es geschafft, ich spiele, ich mache Aufnahmen, ich toure, also bin ich an der Spitze, verstehst du? Aber mit anderen Leuten zusammenzuarbeiten ist etwas, das ich mir aussuchen koennen moechte. Ich moechte die Musik dieser Leute kennen, und ich will sie kennen und als Kuenstler schaetzen. Gluecklicherweise kriege ich immer wieder Arbeit, ich bekomme mindestens ein Angebot pro Monat, entweder ein Album zu schneiden oder fuer eine Tournee, und hier in Italien ist eine Tournee ja nicht sehr lange, das dauert normalerweise etwa zweieinhalb Monate. Das ist nicht wie bei Welttourneen, wo du fuer ein paar Jahre unterwegs bist. 

Dann gibt es da Dinge, zu denen sage ich “nein, danke”, einfach, weil ich mir das leisten kann. Es ist wie jeder andere Job... von einer dreimonatigen Tour bringst du einen schoenen Betrag nach Hause, und wenn das dein Einkommen ist, dann ist das auch wichtig. Solange ich frei bin, das zu tun was ich machen will und mir das ein angenehmes Leben ermoeglicht, sehe ich nicht ein, warum ich das nicht tun soll. 

A.: Klar, statt alles akzeptieren zu muessen, nur weil du es brauchst. 

S.: Ja, zum Beispiel jemand, der im Orchester der Paolo Limiti Show spielt, verdient viel Geld. Es ist deine Entscheidung... wenn das etwas ist, das du gerne machst... das ist immer noch besser, als ein ermuedender Job, oder? 

A.: Ja... und genau weil du die Leute, mit denen du spielst, kennen und respektieren willst, nicht nur persoenlich, sondern auch kuenstlerisch, kannst du dich auch persoenlicher einbringen auf dem Instrument, nicht wie ein normaler Begleitmusiker. Tatsaechlich hatte ich gleich den Verdacht, als ich deinen Namen unter den Bassisten auf Pippo Pollina’s CD “Rossocuore” las, dass du auf dem Stueck “Finnegan’s Wake” den Bass spielst. Pippo hat mir das dann bestaetigt. Bedeutet dies, dass dein Sound und deine Rolle so wiedererkennbar sind als Konsequenz davon, dass du den Kuenstlern so nahe kommst? 

S.: Nun, weisst du, ein Kuenstler muss vor allem wissen, was er von dir will und wo er dich in dem Ganzen haben will. Ich glaube, dass die Rolle des Kuenstlers – der eine enorme Verantwortun hat, da er sich selber ausstellt – die eines Dirigenten ist, der wissen muss, fuer welche Rolle ein Musiker am besten geeignet ist, und auch wo er ihn einsetzen will, wie auch den Produzenten. Du musst im Voraus wissen, wo du mich einsetzen willst... du kennst mich, du hast mich spielen gesehen, du hast mich auf Schallplatten gehoert, und darum weisst du, was mein Beitrag sein kann. 

Wenn du mich anrufst und mich nicht kennst, dann bitte ich dich, dir meine Sachen anzuhoeren. 

In Pippo Pollina’s Fall war Franco Battiato entscheidend, denn Pippo hatte mich bereits per Fax informiert, dass er ein Duett mit Battiato und ein weiteres mit Nada schneiden wollte. Ich hatte bereits mit Franco gearbeitet, also rief ich ihn an, noch bevor ich die Stuecke gehoert hatte, fragte ihn nach Pippo und er sagte mir “Ich denke, er ist ein guter Komponist, und meiner Meinung nach wird es die Sache wert sein”. Als ich dann ins Studio kam, war es eine Freude, zu arbeiten. 

A.: Du tauchst ja jedes Mal tief in die Musik ein, fuer die zu spielen du angefragt wirst (anders als eine einfache, unpersoenliche Darbietung), wie machst du das? 

S.: Zum Beispiel mit Franco Battiato gingen wir ins Studio mit voll ausgearbeiteten Demos, die er auch bereits vorab an jeden Musiker geschickt hatte, und so spielten wir die Stuecke einfach wie auf den Vorproduktions-Demos, als wir uns in Paris im Studio trafen, versuchten lediglich, den Sound zu verschoenern. Natuerlich gab es manchmal ein paar Interventionen, aber in diesem Fall war das Charisma des Komponisten so stark, dass die Arbeit mit ihm ein wahres Vergnuegen war, wie das Lesen eines Drehbuchs. 

A.: Du meinst, du bringst etwas Eigenes ein, aber die Musik ist schon fast perfekt? 

S.: Du nimmst es als schon komplett wahr. Da war zum Beispiel dieses sehr zarte Stueck namens “la cura”; und als ich den bundlosen Sechssaiter einsteckte, von dem ich bereits gedacht hatte, es koennte funktionieren, sagten alle “ah! Das ist ein ein grossartiger Klang, den nehmen wir!”. Dann musste ich einfach der Melodie folgen, die sowieso sehr stark war. 

Aber es macht wirklich Spass, mit jemandem zusammenzuarbeiten, der ein klares Bild in seinem Kopf hat, es ist wirklich schoen, denn in diesem Moment teilst du seine Gedanken... 

A.: Ich hatte die Gelegenheit, mit Daniele Luppi zu arbeiten, einem Lounge/Cocktail-Musik-Komponisten aus meiner Heimatstadt, und manchmal gab er mir eine rohe, einfache Version eines Grooves, aber manchmal auch sehr komplexe Arrangements, bei denen die geschriebenen Noten aussahen wie zufaellig platziert, aber wenn man sich das Endresultat genau anhoerte, erschien alles ziemlich anders. 

S.: Ah, mit einem Orchester zu spielen ist wundervoll!   

A.: Ja, nachdem ich die fertigen Stuecke gehoert hatte, fragte ich ihn manchmal “war das wirklich ich am Bass?” und er sagte “nun… ja!”. 

Es scheint mir jedoch, dass du in anderen Momenten, wie mit Jovanotti, mehr aus dem Nichts kreierst, wie “schauen wir mal, wie wir etwas auf die Beine stellen koennen”, und dadurch ist dein Beitrag viel persoenlicher, oder? 

S.: Ja, genau so ist es! Er kommt mit einer sehr genauen Gesangsidee – und er geht immer von den b.p.m. aus beim Schreiben – und dann kommen wir dazu und jammen. Er bringt normalerweise die Texte, aber es ist bereits drei Jahre her, dass er uns komplette musikalische Stuecke vorgelegt hat, die er auf der Gitarre geschrieben hat. 

A.: Wie fuegst du dich in solchen Faellen ein?   

S.: Wir passen uns einander an. Der Schlagzeuger Pier [Foschi] und ich zum Beispiel spielen schon fast zehn Jahre mit Lorenzo, und wenn wir ein Projekt beginnen, machen wir uns bereit und geben unser Bestes, versuchen, etwas Originelles zu finden, oder zumindest etwas, was neu toent. Manchmal benutzen wir einfach eine schon gewohnte musikalische Sprache, wir legen eine Platte auf, hoeren sie uns still an und dann sagen wir “OK, ich denke, das ist der Pfad, dem wir folgen solIten” und fangen an. Vielleicht aendern wir ein paar Noten des Grooves, aber manchmal benuetzen wir sogar die gleichen Noten. 

A.: Das passiert mir manchmal auch, ich hoere eine Melodie, aendere ein paar Noten hier und dort, und es wird ganz anders. Ein Ausgangspunkt kommt vielfach vom Werk anderer Leute. 

S.: Klar, du versuchst, das Feeling rueberzubringen, waehrend du die Noten aenderst, richtig? Dann gibt es auch die Momente, wo du aus purem Glueck etwas Neues findest. Als wir “l’ombelico del mondo” aufnahmen und ich mit diesem Riff reinkam... jetzt wollen alle, dass ich das spiele! 

A.: Ja, ich erinnere mich, wie du gesagt hast, dass du die Idee bei Red Ronnie’s TV Show hattest, und der Song war praktisch fertig.   

S.: Siehst du? Ich sage dir, es ist einfach pures Glueck, denn es gibt noch sechs andere Versionen dieses Stueckes.  

A.: Die unbekannten “alternate takes” die vielleicht auf einer Jovanotti Anthology in 2080 erscheinen werden…   

S.: Im Ernst, manchmal spielst du eine ganze Menge, du wuehlst in Tonnen von Schallplatten, und wenn du dich im Studio hinsetzt, hast du ein Blackout! Du hoerst dir dein Spiel nochmals an und denkst “Scheisse! Das ist so lahm... ich mag es nicht…”   

A.: Reden wir ueber Technik. Ich habe bemerkt, dass du gegenueber frueher, wo du fast exklusiv Sechssaiter gespielt hast, heute mehr und mehr den Fuenfsaiter spielst. War das eine bewusste Wahl, oder hast du einfach den Sechssaiter immer weniger in die Hand genommen?  

S.: Nun, ich habe acht Baesse bereit wenn ich aufnehme, und sie sind alle total verschieden, vom Original-Hofner aus den 60ern [du Glueckspilz!] bis zu einem Fender Precision, oder – um genau zu sein – einem ‘72er Telecaster Bass; dann habe ich eine Kopie desselben mit einem Aluminium-Body und aktiver Elektronik, einen Karbonfiber-Steinberger, einen Sadowsky-Fuenfsaiter und noch einen Fender-Viersaiter. Fuer mich spielt es keine Rolle, aber jedes Instrument hat einen starken Einfluss auf mich; wenn ich den Bass wechsle, wechsle ich meine Art zu spielen, als ob das Instrument eine eigene Seele haette, die meine Art zu spielen veraendert. 

A.: Aber in letzter Zeit habe ich dich oft mit dem Fuenfsaiter gesehen…   

S.: Ja, ja, ich habe den Fuenfsaiter gespielt, und auch den Viersaiter ziemlich viel in letzter Zeit. 

A.: Also ist es fuer dich nicht wie fuer Paolo Costa, der mir gesagt hat, er finde den Sechssaiter etwas zu sehr ausserhalb des Bassbereichs, zu sopranig. Es ist einfach, dass ein bestimmtes Instrument am besten zu einem bestimmten Stueck passt, also wenn du oft den Fuenfsaiter spielst, ist es, weil du ein Stueck spielst, das du auf diesem Bass geschrieben hast. 

S.: Ja, auch deswegen... und auch weil wenn du den Sechssaiter spielst, ist es fast, als ob es deine Pflicht waere, diese hohe Saite zu benuetzen, und es ist kein Geheimnis, dass ich den Ken Smith Sechssaiter gekauft habe, als John Patitucci herauskam, und ich durchdrehte. Ich war damals siebzehn... 

A.: Genau! Du konntest leicht beeinflusst werden…   

S.: Das kann ich noch immer, und wenn ich jemanden finde, den ich mag, gehe ich an jedes Konzert und versuche zu verstehen, was er macht. Ich werde sehr leidenschaftlich bei solchen Sachen. 

A.: Ich weiss du hast mit Violine angefangen, und da ich das auch gemacht habe, weiss ich, dass von einem reinen Melodieinstrument auf ein harmonisches und rhythmisches Basisinstrument zu wechseln, aus einem bestimmten Blickwinkel einfach sein kann (vielleicht weil Rhythmusgefuehl etwas ist, was du entweder hast oder nicht), aber wenn es um melodische Phrasierung geht, ist das etwas voellig anderes auf dem Bass. 

S.: Es ist auch ein Instrument, das in Quarten gestimmt ist, also kann es melodisch weiter vorne sein, aber manchmal habe ich mich ueber harmonische Themen gestritten, und war nicht ich im Recht! 

A.: Du meinst, du hast Grundtoene verschoben und Akkorde umgekehrt? 

S.: Genau, vielleicht spielte ich eine Note, und jemand, meist der Keyboarder, sagte mir schnell “schau, diese Note auf dem Bass ist nicht richtig, versuche diese…”   

A.: Das koennte auch vom Gitarristen kommen…   

S.: Ja, aber normalerweise sind die Keyboarder viel muehsamer.   

A.: Das schreibe ich nieder!   

S.: Ich meine, wenn du im Studio bist, sind sie es, die dir sagen “du solltest ein F auf dem Bass spielen statt eines G‘s” und du findest “aber fuer mich toent das andere auch ok…”   

A.: Aber oftmals wenn ein Bassist einen Akkord umkehrt oder einen Grundton verschiebt, ist das Resultat... beeindruckend. Denke nur an Paul McCartney…   

S.: Heilige Scheisse!   

A.: Genau, das ist es auch, was den Bass so magisch macht, und meiner Meinung nach sollte die Rolle unseres Instrumentes nicht unterschaetzt werden.  

S.: Richtig, und vielfach werden die Noten, die zuerst hinterfragt wurden, im Nachhinein als cool erachtet! 

A.: Ich habe das manchmal verstohlen gemacht, zum Beispiel wenn der Gitarrist waehrend der Proben nicht bemerkt hatte, was ich spielte, mochte er es, wenn er es spaeter auf einer Aufnahme hoerte, aber wenn er mich waehrend des Spielens erwischt haette, haette er angefangen zu fragen “nein… was…? Wo…?”. Oft wenn etwas schon fertig ist, findest du heraus, dass es nicht sooo schlecht war!   

S.: Ja, normalerweise ist der Bassist ein bisschen unverantwortlicher als die anderen Musiker. 

A.: Vielleicht, weil wir uns eingeschraenkt fuehlen, klanglich gesprochen, probieren wir neue Sachen.   

S.: Wir probieren und probieren… und frueher oder spaeter… 

A.: Was wuerdest du jemandem raten, der schon spielt, aber aus dem alten “Grundton - Oktave” Muster oder pentatonischen oder Blues-Tonleitern ausbrechen will?   

S.: Ich sage immer, du must auf das hoeren, was dich am meisten bewegt. Ich erinnere mich, als ich mit vierzehn anfing zu spielen hatte ich eine Coverband, die Rolling Stones und Van Halen Stuecke spielte, und diese Musik gab mir viel Energie. Dann sagte mir jemand eine Weile, dass ich Jazz hoeren muesse, wenn ich spielen wolle, und dass ich ohne Jazz gewisse Dinge einfach nicht begreifen wuerde. Also fing ich an, mich mit Jazz auseinanderzusetzen, aber ich langweilte mich schon bald dabei. Ich meine, wenn du etwas nicht tief in dir drin fuehlst, warum zur Hoelle darin insistieren? Ich kaufte mir auch einen Kontrabass, den ich nach einem Jahr wieder verkaufte... das war auch ein Riesending zum Rumschleppen... 

Es gibt so viele andere wunderschoene Sachen, die ich studiert und gespielt habe.. 

A.: Wie das Marsalis-Stueck, das du mal gecovert hast, “Mo’ better blues”. Und das fuehrt uns zu einem Thema, ueber das wir schon vorher gesprochen haben... dieses Stueck, oder jener Bass, weckt bestimmte Gefuehle in mir, und so spiele ich es. 

S.: Genau, und dann, wenn du verstanden hast, was die Musik ist, die dir am meisten gibt, suchst du Arbeit in dem Bereich, in dem du dein Instrument einsetzen willst in den Dingen, die du bereits kennst. 

A.: Ja, ich habe zum Beispiel Jennifer Paige’s Single “Crush” gekauft, und auch Des’ree’s  “Life”, nur um ihre Basslinien zu lernen.   

S.: Diese Platte ist uebrigens wunderbar gemastert…   

A.: Ich kaufe oft etwas aus der Pop-Hitparade, einfach weil es verdammt gut gespielt ist, ich meine, warum sollte ich mich snobistisch verhalten? 

S.: Genau, du must in erster Linie dir selber treu sein. Ich kenne Leute, die Konzerte besuchen, die sie nicht moegen! 

A.: Nur um sagen zu koennen “Ich war dort”.   

S.: Ja, oder wenn mich jemand fragt: “Hast du dich nie fuer den Chapman Stick®  interessiert?” dann antworte ich “Ich bin nicht gut darin! Ich habe einen gekauft und ihn nach einer Woche wieder weggegeben!” 

A.: Hier in Padua sind zum Glueck vier Stick-Spieler (das ist ziemlich viel fuer eine Stadt mit nur etwa 250.000 Einwohnern) und ich kenne drei von ihnen, doch wurde ich jedesmal, wenn ich sie fragte und das Ding ausprobierte, ziemlich schnell nervoes und gab es zurueck. Ich setze mich lieber an mein Fender Rhodes Piano, einfach um ein wenig herumzuspielen, dabei fuehle ich mich wohler. 

Zurueck zu der Art, wie du mit Jovanotti jammst. Hast du ein Heim-Aufnahme-Studio? Wie einen Computer oder ein Pult, wo du aufnimmst und komponierst? 

S.: Ueberhaupt nicht, ich habe einen MiniDisc Recorder mit einem Mikrofon, das ist alles. Ich finde, wenn du mit jemandem am Computer arbeiten musst, sollte dieser jemand wirklich gut sein, sonst ist es nur frustrierend. Ich habe auf meinem Apple Laptop die Logic Software installiert, aber ich habe nie etwas daran angeschlossen! 

A.: Totale Verweigerung?   

S.: Ich werde mir einfach ein Piano kaufen und es via USB anschliessen. Ein Programm, das ich wirklich mag, ist Finale, das ich verwende, um meine Musik auszudrucken. 

A.: Ich verblueffe jeden mit meinem Fuellfederhalter, mit dem ich in Real-Book Art schreiben kann; jeder fragt mich, welche Software ich verwende, und ich sage: “das ist handgeschrieben, Schatz!” 

Ich fasse zusammen; mit deinem MiniDisc faengst du den Moment ein, und danach, wenn du es dir wieder anhoerst, wenn du es magst, behaeltst du es, wenn nicht... egal! 

S.: Ja, ich waere jedoch lieber im Studio, denn das ist eine andere Umgebung. Lorenzo hat sich ein Heimstudio im Keller eingerichtet, mit einem grossen Pult, Pro Tools und, am wichtigsten, einem Produzenten, der all die Knoepfe bedient. 

A.: Ist alles auf Mac?   

S.: Alles.   

A.: Was koennte man noch mehr wollen? 

 

Besuche Saturnino’s Website auf: http://www.saturnino.org

 

Edith Hofmann

 

 

 

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Last modified: June 16, 2009