Global Bass Online December 2001
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von Alessandro Arcuri
Der Bassist eines Teenie-Idols wie Lorenzo
“Jovanotti” Cherubini zu sein (http://www.soleluna.com), mit einer
musikalischen Bandbreite von HipHop bis Weltmusik, heisst zwanglsaeufig, dass
man immer tun muss, was der Chef befiehlt? Wenn man Saturnino’s (geboren
Saturnino Celani) Karriere anschaut, lautet die Antwort „Nein“. Tatsaechlich
hat seine Faehigkeit, einen persoenlichen Beitrag an die Musik zu leisten, zur
Zusammenarbeit mit solch grossartigen Komponisten wie Franco Battiato (http://www.battiato.it),
mit aufstrebenden Songschreibern wie Pippo Pollina
(http://www.pippopollina.com) sowie vielen Veroeffentlichungen unter
seinem eigenen Namen gefuehrt. Und dies stets, ohne seine musikalische
Identitaet zu verlieren, was nicht immer einfach ist. Alessandro: Seit der ersten Jovanotti-LP hat das
Bassisten-Image hier in Italien unter den jungen Leuten stets zugenommen. Denkst
du, das musste sowieso so kommen, als Teil des natuerlichen Zyklus, wo der
Saenger zuvorderst kommt, dann der Gitarrist und so weiter, oder denkst du, es
ist wegen der Mischung zwischen deinem Charisma und Jovanotti’s
Persoenlichkeit? Saturnino: Ich denke, es war ein gluecklicher
Zufall, denn ich fand mich in einer musikalischen Situation wieder, die von Bass
und Schlagzeug bestimmt war, in einem mehr rhythmischen als melodischen Umfeld,
also kam ich ganz natuerlich in den Vordergrund, schon rein von der Lautstaerke
her, das Instrument selber war sehr praesent und im Vordergrund, speziell bei
den Aufnahmen mehr noch als live (denn das Problem ist speziell beim Aufnehmen).
Wenn du ein Instrument nicht klar hoerst, kannst du dich auch nicht damit
identifizieren, richtig? So war diesmal anstelle des Gitarristen als Partner der
Bass an der Reihe. Das fuehrte zum verstaerkten Bewusstsein, zusammen mit vielen
anderen grossartigen auslaendischen Musikern, der Rolle des Bassisten hier in
Italien. A.: Also war es
sowohl die gewinnenden Art von Jovanotti wie seine Musik selber, die deinen Bass
so gut gefoerdert hat. S.: Sicher, ich
hatte bereits andere Erfahrungen gesammelt, und auch wenn Aufnahmen Spass
gemacht hatten, waehrend des Abmischens war es immer ein Chaos. Mit Lorenzo
jedoch war und ist das Abmischen von Bass und Schlagzeug stets ein Vergnuegen. A.: Wenn man
bedenkt, wie viele Frontleute heutzutage ihre Musiker in den Vordergrund stellen,
ihnen so viel Platz lassen, ist es da nicht gefaehrlich, dass die jungen Musiker
ihren ueberbewerteten Top-Ten Idolen nacheifern, oder hast du stattdessen eine
vermehrte Rueckbesinnung zur Vergangenheit und den Bassisten der „alten Schule“
bemerkt, vielleicht unter deinen Studenten? S.: Ich habe
keine Studenten! Ich habe einige Seminare gegeben, weil ich es mag, mit vielen
Leuten auf ein Mal zu sprechen, Einzelunterricht betrachte ich als sehr
schwierig, es ist sehr komplex und eine grosse Verantwortung, denn du erzaehlst
und zeigst jemandem die Dinge aus deiner Sicht. Darum ist es etwas, was ich
nicht gerne mache, aber ich habe ziemlich viel e-mail Korrespondenz mit Leuten,
die spielen und mich um Rat fragen... und viele Bassisten haben dabei auch
mitgeholfen. Heutige Bands wie die Red Hot Chili Peppers mit
Flea haben enorm dazu beigetragen, den Bass songdienlich in den Vordergrund zu
heben in Liedern, die man sich sowieso anhoert. A.: Du meinst,
ohne dass man sich eine – sagen wir - 25-minuetige Solo-Suite von Rush
anhoeren muss (obwohl ich Geddy Lee sehr schaetze), die vielleicht mehr etwas
fuer den gewoehnten Zuhoerer ist? S.: Nun, das
ist ein Name, der zu einer Art Musik fuert, die trotzdem einfach anzuhoeren ist.
Nimm zum Beispiel eine Victor Wooten & Steve Bailey Platte... Ich meine,
wenn ein sechzehnjaehriger Junge Bass lernen will und vielleicht einem Maedchen
seine Gefuehle zeigen will, und er ihr solche Platten vorspielt, dann sagt sie
wahrscheinlich etwas wie “Junge, du hast ein Problem”. Wenn er ihr aber Red
Hot Chili Peppers spielt, dann ist das Magie zwischen den beiden. Ich gebe dir
die Red Hot Chili Peppers als Beispiel, aber fuer mich waren die fruehen Level
42 auch sehr wichtig. A.: Die waren
super! Ich habe einige ihrer Stuecke aufgrund von Noten geuebt, die ich per
Zufall auf dem Internet gefunden habe. Manchmal scheinen gewisse Bassisten
einfach vergessen zu werden... Da wir ueber die heutigen Bassisten sprechen, du
erwaehntest Flea, und dann? S.: Unter den
aktuellsten ist Me’Shell N’dege Ocello, die ich wirklich sehr mag, aber wie
gesagt, ich mag die Art, wie sie die Basslinie in die Songstruktur einfuegt.
Dann ist da Tony Levin, ein Bassist von frueher wie auch von heute. Es gibt
wirklich ein paar musikalische Persoenlichkeiten, die im Grunde alterslos sind.
Da ist zum Beispiel Mister Unbekannt, der auf dem Hair-Soundtrack gespielt hat,
der einem Angst macht! A.: Du weisst
seinen Namen nicht? S.: Nein, ich
hab es auf dem Plattenumschlag gelesen, aber ich kann mich nicht mehr erinnern...
er muss ein Mitglied des Musical-Orchesters gewesen sein, er ist krass!
A.: Gut zu
wissen... ich muss mir das notieren… S.: Wenn du bei
“Aquarius” genau hinhoerst, das ist wundervoll, und du hoerst, dass er nicht
einen vornotierten Part nachspielt, sondern nur ueber die Akkorde improvisiert,
das hoerst du an den Sachen, die er spielt... wirklich unglaublich!
A.: Da du ueber
die Rolle des Basses sprichst, ich habe mal gehoert, dass du es nicht magst, ein
Session-Musiker genannt zu werden, oder einer zu werden. S.: Nun, das
ist keine Kategorie, ich meine, ich betrachte Musik – wie jede andere Kunst
– als ein enormes Privileg... fast wie einen Fluch und eine Gabe gleichzeitig.
Ich wollte Bassist sein, seit ich 14 Jahre alt war, und ich habe es geschafft,
ich spiele, ich mache Aufnahmen, ich toure, also bin ich an der Spitze,
verstehst du? Aber mit anderen Leuten zusammenzuarbeiten ist etwas, das ich mir
aussuchen koennen moechte. Ich moechte die Musik dieser Leute kennen, und ich
will sie kennen und als Kuenstler schaetzen. Gluecklicherweise kriege ich immer
wieder Arbeit, ich bekomme mindestens ein Angebot pro Monat, entweder ein Album
zu schneiden oder fuer eine Tournee, und hier in Italien ist eine Tournee ja
nicht sehr lange, das dauert normalerweise etwa zweieinhalb Monate. Das ist
nicht wie bei Welttourneen, wo du fuer ein paar Jahre unterwegs bist. Dann gibt es da Dinge, zu denen sage ich “nein,
danke”, einfach, weil ich mir das leisten kann. Es ist wie jeder andere Job...
von einer dreimonatigen Tour bringst du einen schoenen Betrag nach Hause, und
wenn das dein Einkommen ist, dann ist das auch wichtig. Solange ich frei bin,
das zu tun was ich machen will und mir das ein angenehmes Leben ermoeglicht,
sehe ich nicht ein, warum ich das nicht tun soll. A.: Klar, statt
alles akzeptieren zu muessen, nur weil du es brauchst. S.: Ja, zum
Beispiel jemand, der im Orchester der Paolo Limiti Show spielt, verdient viel
Geld. Es ist deine Entscheidung... wenn das etwas ist, das du gerne machst...
das ist immer noch besser, als ein ermuedender Job, oder? A.: Ja... und
genau weil du die Leute, mit denen du spielst, kennen und respektieren willst,
nicht nur persoenlich, sondern auch kuenstlerisch, kannst du dich auch
persoenlicher einbringen auf dem Instrument, nicht wie ein normaler
Begleitmusiker. Tatsaechlich hatte ich gleich den Verdacht, als ich deinen Namen
unter den Bassisten auf Pippo Pollina’s CD “Rossocuore” las, dass du auf
dem Stueck “Finnegan’s Wake” den Bass spielst. Pippo hat mir das dann
bestaetigt. Bedeutet dies, dass dein Sound und deine Rolle so wiedererkennbar
sind als Konsequenz davon, dass du den Kuenstlern so nahe kommst? S.: Nun, weisst
du, ein Kuenstler muss vor allem wissen, was er von dir will und wo er dich in
dem Ganzen haben will. Ich glaube, dass die Rolle des Kuenstlers – der eine
enorme Verantwortun hat, da er sich selber ausstellt – die eines Dirigenten
ist, der wissen muss, fuer welche Rolle ein Musiker am besten geeignet ist, und
auch wo er ihn einsetzen will, wie auch den Produzenten. Du musst im Voraus
wissen, wo du mich einsetzen willst... du kennst mich, du hast mich spielen
gesehen, du hast mich auf Schallplatten gehoert, und darum weisst du, was mein
Beitrag sein kann. Wenn du mich anrufst und mich nicht kennst, dann
bitte ich dich, dir meine Sachen anzuhoeren. In Pippo Pollina’s Fall war Franco Battiato
entscheidend, denn Pippo hatte mich bereits per Fax informiert, dass er ein
Duett mit Battiato und ein weiteres mit Nada schneiden wollte. Ich hatte bereits
mit Franco gearbeitet, also rief ich ihn an, noch bevor ich die Stuecke gehoert
hatte, fragte ihn nach Pippo und er sagte mir “Ich denke, er ist ein guter
Komponist, und meiner Meinung nach wird es die Sache wert sein”. Als ich dann
ins Studio kam, war es eine Freude, zu arbeiten. A.: Du tauchst
ja jedes Mal tief in die Musik ein, fuer die zu spielen du angefragt wirst (anders
als eine einfache, unpersoenliche Darbietung), wie machst du das? S.: Zum
Beispiel mit Franco Battiato gingen wir ins Studio mit voll ausgearbeiteten
Demos, die er auch bereits vorab an jeden Musiker geschickt hatte, und so
spielten wir die Stuecke einfach wie auf den Vorproduktions-Demos, als wir uns
in Paris im Studio trafen, versuchten lediglich, den Sound zu verschoenern.
Natuerlich gab es manchmal ein paar Interventionen, aber in diesem Fall war das
Charisma des Komponisten so stark, dass die Arbeit mit ihm ein wahres Vergnuegen
war, wie das Lesen eines Drehbuchs. A.: Du meinst,
du bringst etwas Eigenes ein, aber die Musik ist schon fast perfekt? S.: Du nimmst
es als schon komplett wahr. Da war zum Beispiel dieses sehr zarte Stueck namens
“la cura”; und als ich den bundlosen Sechssaiter einsteckte, von dem ich
bereits gedacht hatte, es koennte funktionieren, sagten alle “ah! Das ist ein
ein grossartiger Klang, den nehmen wir!”. Dann musste ich einfach der Melodie
folgen, die sowieso sehr stark war. Aber es macht wirklich Spass, mit jemandem
zusammenzuarbeiten, der ein klares Bild in seinem Kopf hat, es ist wirklich
schoen, denn in diesem Moment teilst du seine Gedanken... A.: Ich hatte
die Gelegenheit, mit Daniele Luppi zu arbeiten, einem Lounge/Cocktail-Musik-Komponisten
aus meiner Heimatstadt, und manchmal gab er mir eine rohe, einfache Version
eines Grooves, aber manchmal auch sehr komplexe Arrangements, bei denen die
geschriebenen Noten aussahen wie zufaellig platziert, aber wenn man sich das
Endresultat genau anhoerte, erschien alles ziemlich anders. S.: Ah, mit
einem Orchester zu spielen ist wundervoll!
A.: Ja, nachdem
ich die fertigen Stuecke gehoert hatte, fragte ich ihn manchmal “war das
wirklich ich am Bass?” und er sagte “nun… ja!”. Es scheint mir jedoch, dass du in anderen Momenten,
wie mit Jovanotti, mehr aus dem Nichts kreierst, wie “schauen wir mal, wie wir
etwas auf die Beine stellen koennen”, und dadurch ist dein Beitrag viel
persoenlicher, oder? S.: Ja, genau
so ist es! Er kommt mit einer sehr genauen Gesangsidee – und er geht immer von
den b.p.m. aus beim Schreiben – und dann kommen wir dazu und jammen. Er bringt
normalerweise die Texte, aber es ist bereits drei Jahre her, dass er uns
komplette musikalische Stuecke vorgelegt hat, die er auf der Gitarre geschrieben
hat. A.: Wie fuegst
du dich in solchen Faellen ein? S.: Wir passen
uns einander an. Der Schlagzeuger Pier [Foschi] und ich zum Beispiel spielen
schon fast zehn Jahre mit Lorenzo, und wenn wir ein Projekt beginnen, machen wir
uns bereit und geben unser Bestes, versuchen, etwas Originelles zu finden, oder
zumindest etwas, was neu toent. Manchmal benutzen wir einfach eine schon
gewohnte musikalische Sprache, wir legen eine Platte auf, hoeren sie uns still
an und dann sagen wir “OK, ich denke, das ist der Pfad, dem wir folgen solIten”
und fangen an. Vielleicht aendern wir ein paar Noten des Grooves, aber manchmal
benuetzen wir sogar die gleichen Noten. A.: Das
passiert mir manchmal auch, ich hoere eine Melodie, aendere ein paar Noten hier
und dort, und es wird ganz anders. Ein Ausgangspunkt kommt vielfach vom Werk
anderer Leute. S.: Klar, du
versuchst, das Feeling rueberzubringen, waehrend du die Noten aenderst, richtig?
Dann gibt es auch die Momente, wo du aus purem Glueck etwas Neues findest. Als
wir “l’ombelico del mondo” aufnahmen und ich mit diesem Riff reinkam...
jetzt wollen alle, dass ich das spiele! A.: Ja, ich
erinnere mich, wie du gesagt hast, dass du die Idee bei Red Ronnie’s TV Show
hattest, und der Song war praktisch fertig.
S.: Siehst du?
Ich sage dir, es ist einfach pures Glueck, denn es gibt noch sechs andere
Versionen dieses Stueckes. A.: Die
unbekannten “alternate takes” die vielleicht auf einer Jovanotti Anthology
in 2080 erscheinen werden… S.: Im Ernst,
manchmal spielst du eine ganze Menge, du wuehlst in Tonnen von Schallplatten,
und wenn du dich im Studio hinsetzt, hast du ein Blackout! Du hoerst dir dein
Spiel nochmals an und denkst “Scheisse! Das ist so lahm... ich mag es nicht…”
A.: Reden wir
ueber Technik. Ich habe bemerkt, dass du gegenueber frueher, wo du fast exklusiv
Sechssaiter gespielt hast, heute mehr und mehr den Fuenfsaiter spielst. War das
eine bewusste Wahl, oder hast du einfach den Sechssaiter immer weniger in die
Hand genommen? S.: Nun, ich
habe acht Baesse bereit wenn ich aufnehme, und sie sind alle total verschieden,
vom Original-Hofner aus den 60ern [du Glueckspilz!] bis zu einem Fender
Precision, oder – um genau zu sein – einem ‘72er Telecaster Bass; dann
habe ich eine Kopie desselben mit einem Aluminium-Body und aktiver Elektronik,
einen Karbonfiber-Steinberger, einen Sadowsky-Fuenfsaiter und noch einen Fender-Viersaiter.
Fuer mich spielt es keine Rolle, aber jedes Instrument hat einen starken
Einfluss auf mich; wenn ich den Bass wechsle, wechsle ich meine Art zu spielen,
als ob das Instrument eine eigene Seele haette, die meine Art zu spielen
veraendert. A.: Aber in
letzter Zeit habe ich dich oft mit dem Fuenfsaiter gesehen…
S.: Ja, ja, ich
habe den Fuenfsaiter gespielt, und auch den Viersaiter ziemlich viel in letzter
Zeit. A.: Also ist es
fuer dich nicht wie fuer Paolo Costa, der mir gesagt hat, er finde den
Sechssaiter etwas zu sehr ausserhalb des Bassbereichs, zu sopranig. Es ist
einfach, dass ein bestimmtes Instrument am besten zu einem bestimmten Stueck
passt, also wenn du oft den Fuenfsaiter spielst, ist es, weil du ein Stueck
spielst, das du auf diesem Bass geschrieben hast. S.: Ja, auch
deswegen... und auch weil wenn du den Sechssaiter spielst, ist es fast, als ob
es deine Pflicht waere, diese hohe Saite zu benuetzen, und es ist kein Geheimnis,
dass ich den Ken Smith Sechssaiter gekauft habe, als John Patitucci herauskam,
und ich durchdrehte. Ich war damals siebzehn... A.: Genau! Du
konntest leicht beeinflusst werden… S.: Das kann
ich noch immer, und wenn ich jemanden finde, den ich mag, gehe ich an jedes
Konzert und versuche zu verstehen, was er macht. Ich werde sehr leidenschaftlich
bei solchen Sachen. A.: Ich weiss
du hast mit Violine angefangen, und da ich das auch gemacht habe, weiss ich,
dass von einem reinen Melodieinstrument auf ein harmonisches und rhythmisches
Basisinstrument zu wechseln, aus einem bestimmten Blickwinkel einfach sein kann
(vielleicht weil Rhythmusgefuehl etwas ist, was du entweder hast oder nicht),
aber wenn es um melodische Phrasierung geht, ist das etwas voellig anderes auf
dem Bass. S.: Es ist auch
ein Instrument, das in Quarten gestimmt ist, also kann es melodisch weiter vorne
sein, aber manchmal habe ich mich ueber harmonische Themen gestritten, und war
nicht ich im Recht! A.: Du meinst,
du hast Grundtoene verschoben und Akkorde umgekehrt? S.: Genau,
vielleicht spielte ich eine Note, und jemand, meist der Keyboarder, sagte mir
schnell “schau, diese Note auf dem Bass ist nicht richtig, versuche diese…”
A.: Das koennte
auch vom Gitarristen kommen… S.: Ja, aber
normalerweise sind die Keyboarder viel muehsamer.
A.: Das
schreibe ich nieder! S.: Ich meine,
wenn du im Studio bist, sind sie es, die dir sagen “du solltest ein F auf dem
Bass spielen statt eines G‘s” und du findest “aber fuer mich toent das
andere auch ok…” A.: Aber
oftmals wenn ein Bassist einen Akkord umkehrt oder einen Grundton verschiebt,
ist das Resultat... beeindruckend. Denke nur an Paul McCartney…
S.: Heilige
Scheisse! A.: Genau, das
ist es auch, was den Bass so magisch macht, und meiner Meinung nach sollte die
Rolle unseres Instrumentes nicht unterschaetzt werden. S.: Richtig,
und vielfach werden die Noten, die zuerst hinterfragt wurden, im Nachhinein als
cool erachtet! A.: Ich habe
das manchmal verstohlen gemacht, zum Beispiel wenn der Gitarrist waehrend der
Proben nicht bemerkt hatte, was ich spielte, mochte er es, wenn er es spaeter
auf einer Aufnahme hoerte, aber wenn er mich waehrend des Spielens erwischt
haette, haette er angefangen zu fragen “nein… was…? Wo…?”. Oft wenn
etwas schon fertig ist, findest du heraus, dass es nicht sooo schlecht war!
S.: Ja,
normalerweise ist der Bassist ein bisschen unverantwortlicher als die anderen
Musiker. A.: Vielleicht,
weil wir uns eingeschraenkt fuehlen, klanglich gesprochen, probieren wir neue
Sachen. S.: Wir
probieren und probieren… und frueher oder spaeter… A.: Was
wuerdest du jemandem raten, der schon spielt, aber aus dem alten “Grundton -
Oktave” Muster oder pentatonischen oder Blues-Tonleitern ausbrechen will?
S.: Ich sage
immer, du must auf das hoeren, was dich am meisten bewegt. Ich erinnere mich,
als ich mit vierzehn anfing zu spielen hatte ich eine Coverband, die Rolling
Stones und Van Halen Stuecke spielte, und diese Musik gab mir viel Energie. Dann
sagte mir jemand eine Weile, dass ich Jazz hoeren muesse, wenn ich spielen wolle,
und dass ich ohne Jazz gewisse Dinge einfach nicht begreifen wuerde. Also fing
ich an, mich mit Jazz auseinanderzusetzen, aber ich langweilte mich schon bald
dabei. Ich meine, wenn du etwas nicht tief in dir drin fuehlst, warum zur Hoelle
darin insistieren? Ich kaufte mir auch einen Kontrabass, den ich nach einem Jahr
wieder verkaufte... das war auch ein Riesending zum Rumschleppen... Es gibt so viele andere wunderschoene Sachen, die
ich studiert und gespielt habe.. A.: Wie das
Marsalis-Stueck, das du mal gecovert hast, “Mo’ better blues”. Und das
fuehrt uns zu einem Thema, ueber das wir schon vorher gesprochen haben... dieses
Stueck, oder jener Bass, weckt bestimmte Gefuehle in mir, und so spiele ich es. S.: Genau, und
dann, wenn du verstanden hast, was die Musik ist, die dir am meisten gibt,
suchst du Arbeit in dem Bereich, in dem du dein Instrument einsetzen willst in
den Dingen, die du bereits kennst. A.: Ja, ich
habe zum Beispiel Jennifer Paige’s Single “Crush” gekauft, und auch
Des’ree’s “Life”, nur um
ihre Basslinien zu lernen. S.: Diese
Platte ist uebrigens wunderbar gemastert…
A.: Ich kaufe
oft etwas aus der Pop-Hitparade, einfach weil es verdammt gut gespielt ist, ich
meine, warum sollte ich mich snobistisch verhalten? S.: Genau, du
must in erster Linie dir selber treu sein. Ich kenne Leute, die Konzerte
besuchen, die sie nicht moegen! A.: Nur um
sagen zu koennen “Ich war dort”. S.: Ja, oder
wenn mich jemand fragt: “Hast du dich nie fuer den Chapman Stick®
interessiert?” dann antworte ich “Ich bin nicht gut darin! Ich habe
einen gekauft und ihn nach einer Woche wieder weggegeben!”
A.: Hier in
Padua sind zum Glueck vier Stick-Spieler (das ist ziemlich viel fuer eine Stadt
mit nur etwa 250.000 Einwohnern) und ich kenne drei von ihnen, doch wurde ich
jedesmal, wenn ich sie fragte und das Ding ausprobierte, ziemlich schnell
nervoes und gab es zurueck. Ich setze mich lieber an mein Fender Rhodes Piano,
einfach um ein wenig herumzuspielen, dabei fuehle ich mich wohler. Zurueck zu der Art, wie du mit Jovanotti jammst.
Hast du ein Heim-Aufnahme-Studio? Wie einen Computer oder ein Pult, wo du
aufnimmst und komponierst? S.: Ueberhaupt
nicht, ich habe einen MiniDisc Recorder mit einem Mikrofon, das ist alles. Ich
finde, wenn du mit jemandem am Computer arbeiten musst, sollte dieser jemand
wirklich gut sein, sonst ist es nur frustrierend. Ich habe auf meinem Apple
Laptop die Logic Software installiert, aber ich habe nie etwas daran
angeschlossen! A.: Totale
Verweigerung? S.: Ich werde
mir einfach ein Piano kaufen und es via USB anschliessen. Ein Programm, das ich
wirklich mag, ist Finale, das ich verwende, um meine Musik auszudrucken. A.: Ich
verblueffe jeden mit meinem Fuellfederhalter, mit dem ich in Real-Book Art
schreiben kann; jeder fragt mich, welche Software ich verwende, und ich sage:
“das ist handgeschrieben, Schatz!” Ich fasse zusammen; mit deinem MiniDisc faengst du
den Moment ein, und danach, wenn du es dir wieder anhoerst, wenn du es magst,
behaeltst du es, wenn nicht... egal! S.: Ja, ich waere jedoch lieber im Studio, denn das ist eine andere Umgebung. Lorenzo hat sich ein Heimstudio im Keller eingerichtet, mit einem grossen Pult, Pro Tools und, am wichtigsten, einem Produzenten, der all die Knoepfe bedient. A.: Ist alles
auf Mac? S.: Alles.
A.: Was koennte man noch mehr wollen? Besuche Saturnino’s Website auf: http://www.saturnino.org
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