Global Bass Online                                                                           July 2001

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Alain Caron in German

 

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Ich konnte es kaum glauben, als ich an einem Montagmittag die Meldung im Radio hörte, dass Alain Caron am selben Abend in meiner Heimatstadt Zürich ein Bass – Clinic – Konzert geben würde. Nervös wartete ich auf den Abend und wäre am liebsten schon Stunden vor Beginn in dem winzigen Jazzclub „Jazzbaragge“ gewesen, nur um sicher zu sein, dass ich nicht vor einem ausverkauften Haus stehen würde.  

Ich habe vor ein paar Wochen angefangen, Interviews für das weltweite Internet-Bassmagazin www.globalbass.com ins Deutsche zu übersetzen, und das allererste Interview, an das ich mich gewagt hatte, war dasjenige von Alain Caron gewesen. So war ich natürlich gespannt, den Bassisten persönlich zu sehen, mit dessen musikalischem Lebenslauf ich mich doch ziemlich intensiv auseinandergesetzt hatte.  

Und da war er also in der Jazzbaragge, mit seinen beiden sechssaitigen F-Bässen, einem bundierten zum Slappen und natürlich dem Fretless-Bass für seine gitarrenartigen Soli, sowie den vom Importeur und dem Bass-Center Zürich gestellten Eden-Amps. Langsam füllte sich auch der winzige Club mit Bassisten und vereinzelten Gitarristen sowie einem Schlagzeuger (ok, ich gestehe, ich habe meinen Schlagzeuger überredet, mich zu begleiten. Er ist fast eingeschlafen...).  

Die Atmosphäre war von Anfang an sehr herzlich. Da Englisch sowohl für uns Deutschschweizer wie auch für den Frankokanadier eine Fremdsprache ist, standen wir sprachlich auf derselben Ebene, und auch musikalisch gab sich der grossartige Virtuose sehr bescheiden und baute mit seiner heiteren Art schnell Hemmungen ab.  

Dass Tonleitern, Arpeggios und Pentatonik das A und O nicht nur für Bassisten, sondern für jegliche Instrumentalisten sind, braucht hier wohl nicht erwähnt zu werden. Aber wer übt schon gerne stundenlang diese Grundlagen? Und wenn man z.B. eine Tonleiter kurz ausgecheckt hat, ist ja meist das nächste Ziel, diese möglichst schnell zu spielen. Das Ziel sollte jedoch vielmehr sein, stets zu begreifen, was man spielt, zu wissen, welchen Ton man spielt, wie er heisst, und natürlich welche Funktion innerhalb einer Tonleiter er ausübt. Dass man lieber schneller denken kann als man spielt respektive nur so schnell spielen sollte, dass man noch weiss, was man tut, legte uns Alain Caron sehr ans Herz. Und natürlich kann man die Tonleiterübungen auch koppeln mit rhythmischen Übungen, Betonungs- und Wechselschlag-Übungen. Nicht zu vergessen, dass man jede Tonleiter von jedem Ton aus und in jeder Lage spielen können sollte. Auch dass man jede Übung mit verschiedenen Fingersätzen spielen kann ist wichtig, also nicht immer auf die Eins mit demselben Finger anfangen! Alain selber spielt übrigens mit drei Fingern statt mit zwei wie wohl die meisten Bassisten. Er benutzt Ring-, Mittel- und Zeigefinger in dieser Reihenfolge, um eine runde Bewegung reinzubringen. Wechselt er von unten auf eine obere Saite, z.B. von G auf D, so benutzt er denselben Finger für beide Töne, wie dies die Kontrabassisten tun.  

Auch beim Slappen wendet Alain eine ungewöhnliche Technik an. Nachdem er mit dem Daumen auf die Saite runtergeslappt hat, reisst er diese auf dem Weg nach oben mit dem Daumennagel wieder an, und während die meisten Bassisten entweder mit Zeige- oder Mittelfinger oktavieren, benutzt Alain beide Finger für die höheren Töne. Diese beiden Techniken zusammen ergeben ein Double-Time zur konventionellen Slap-Technik. So kann Alain mit dem Daumen den Bassgroove-Part spielen und mit Zeige- und Mittelfinger Melodien darüberspielend sich quasi selber begleiten, was er uns auch eindrücklich demonstrierte.   

Zwischen den technischen Ausführungen, die er jeweils gleich auf einem seiner F-Bässe vorzeigte, lockerte er die Gemüter mit einem Stück auf, das er vom Sequenzer abspielte und begleitete. Kaum zu glauben, dass man so schnell spielen und erst noch die Töne speziell auf dem bundlosen Bass so exakt treffen kann. Dabei kam es auch vor, dass er mal den Anschluss an den Sequenzer verpasste und einen Takt oder zwei aussetzen musste, bis er sich wieder ins Stück fand. In solchen Fällen stand er einfach mit seinem spitzbübischen Grinsen da und zeigte uns: „Ups! Tja, ich bin auch nur ein Mensch!“ 

Ich glaube, im Namen aller anwesenden Bassisten sagen zu können, dass es ein spannender, lehrreicher Abend war mit einem sympathischen, nahbaren Lehrmeister, der ermöglicht wurde durch die Organisation und das Sponsoring von Gabriel Pellizzola vom Bass-Center in Zürich-Altstetten. Meinen herzlichen Dank an diesen enthusiastischen Bassisten für den unvergesslichen Abend! Übrigens hat er mir versprochen, den Anlass nächstes Jahr zu wiederholen!  

Konnte ich Deine Neugier wecken, mehr über den Bassisten und Menschen Alain Caron und seinen spannenden Werdegang zu erfahren? In der März-Ausgabe von Globalbass ist das Interview mit ihm anlässlich seiner neuen Solo-CD „Call Me Al“, zu finden unter www.globalbass.com/archives/mar2001

Weitere Infos findest Du auch auf seiner eigenen Homepage:

www.alaincaron.com 

 

Edith Hofmann

 

 

 

 

 

                                  

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Last modified: June 16, 2009