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David Friesen in German

 

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 – das Werk von David Friesen

 

Ein kurzer Blick ueber die riesige Diskographie des Kontrabassisten David Friesen liest sich wie ein Who’s who des Jazz. Mit einem Uebermass von fuenfzig Alben als Leiter oder Co-Leiter und zahllosen Aufnahmen hat David mit viel zu vielen Kuenstlern gearbeitet, um ihre Namen hier aufzulisten. Wenn man ein paar Namen zufaellig aus einem Hut zieht, tauchen Spieler wie Ralph Towner, Chick Corea, Joe Henderson, Paul Horn und Mal Waldron auf.  

Ich traf David kuerzlich bei einem Solokonzert in London und nutzte die Gelegenheit, um einen Einblick in sein Leben und Schaffen zu bekommen, sowie seinen Umgang mit dem Bass und seine Einstellungen, sowohl innerhalb einer Band wie auch als Soloinstrument. 

Geboren 1942 in Tacoma, Washington, begann David sein musikalisches Leben mit zehn Jahren auf einem Akkordeon und einer Ukulele, um mit sechzehn Jahren professionell auf Gitarre zu wechseln. Es dauerte eine ganze Weile, bis David suechtig wurde nach dem Kontrabass, und ich begann unser Gespraech mit der Frage, was ihn auf dieses Instrument gebracht habe.  

„Eigentlich war es ein Instrument, das ich nie spielen wollte. Eines Tages kam ein Typ, um mit meiner Schwester in Seattle, Washington auszugehen, und der hatte einen Bass, den er bei uns zu Hause liess, und ich dachte mir 'was fuer ein haessliches Instrument. Sowas moechte ich nie spielen'. Man sagt, man solle nie 'nie' sagen!  Als ich im Militaer in Deutschland stationiert war, stand dort im Dienstzimmer ein Bass und ich nahm ihn einfach, um ihn auszuprobieren, und es war Liebe auf die erste Umarmung, das war’s! Ich fuehlte mich physisch im Einklang mit ihm. Einfach das Instrument aufzunehmen, es in den Haenden zu halten und so zu spielen wie man es auf einer Bassgeige tut, fuehlte sich so natuerlich an. Ich fuehlte mich sehr, sehr wohl damit.“ 

Obwohl David Erfahrung als Gitarrist hatte, sagte er mir, dass er sich nie wohl gefuehlt hat dabei, ein Instrument in dieser Position zu spielen. Darum war er auch nie versucht, elektrischen Bass zu spielen. Sobald er angefangen hatte, Kontrabass zu spielen, hatte er sich in dieses Instrument verliebt und uebte sehr streng.  

„Ja, es ist so schwierig, zu lernen Musik zu spielen, und es brauchte viel Arbeit, es gab Zeiten, da uebte ich neun, zehn, elf Stunden am Tag“ 

Waehrend seiner Armeezeit spielte er mit George Arvanitas, Johnny Griffin und Art Taylor. Spaeter, in Kopenhagen, trat er mit dem Schlagzeuger Dick Berk auf, wo er 1961 auch Ted Curson traf. Als er in die Staaten zurueckkehrte, begann David in Seattle in einem Kaffeehaus namens The Penthouse zu arbeiten, wo er Jazzgiganten wie Wes Montgomery und Coltrane traf und mit ihnen spielte. Dann ging er mit Elmer Gill ein paar Jahre auf Tournee, bevor er mit seiner Familie nach Portland, Oregon zog, wo er ein eigenes Kaffeehaus eroeffnete.   

„Es war von 2 Uhr morgens bis 7 Uhr geoeffnet. Samstagnachmittags hatte ich eine Puppenschau fuer die Kinder, und am Sonntagabend war Jazz von etwa 7 bis 11“ 

Waehrend der 70er wuchs Davids Ruf als hervorragender Bassist, und es boten sich viele Gelegenheiten fuer Tourneen, so auch mit Joe Hendersen, Billy Harper, Stan Getz und anderen, wie auch Aufnahmen mit Kenny Drew, George Adams und Danny Richmond.   

Seit dieser Zeit hat David immer wieder mit zahlreichen Kuenstlern gearbeitet, live, bei Aufnahmen oder bei Clinics, einem wachsenden Teil seiner Arbeit. Ich fragte ihn, wie er sich auf Clinics vorbereitet, bei denen Musiker aus allen Stilrichtungen teilnehmen koennen.  

„Ja, jeder ist verschieden in diesem Punkt. Ich arbeite viel mit Theorie und solchen Sachen. Ich werde mit Combos arbeiten und versuchen, sie zu lehren, wie man zuhoert, auf was sie hoeren sollen, und wie sie als eine Einheit zusammenarbeiten koennen, damit sie zusammen Musik machen. Ich spreche mit Schuelern und versuche, Hoffnung, Mut und einen Zweck in ihr Leben zu bringen. Hauptsaechlich fokussiere ich das Hoeren; wie man hoert, auf was man hoeren soll, und wie man die Dinge, die man zuhause uebt, sinnvoll in einer Band anwendet. Dieser Uebergang vom Ueben zu Hause in die Praxis mit der Band bringt Schwierigkeiten mit sich, wie die Angst, Fehler zu machen, zu ueberwinden. Wie macht man das? Wie lernt man, sich selber zu akzeptieren? Wie lernt man, die Originalitaet zu gebrauchen, die jeder von uns hat? Wie bringt man diese Einmaligkeit zum Ausdruck? Eine der Antworten ist, die Augen von sich selber zu nehmen; das toent paradox, aber wenn Du der Musik dienst, das heisst zuhoerst und kreativ auf das reagierst, was Du hoerst, dann gibst Du den Halt an Dir selbst und Deiner Identitaet auf. Mit anderen Worten, was in Dir ist, wird automatisch herauskommen koennen, denn wenn Du dienst, gibst Du, und geben heisst herauskommen. Du gibst heraus, wer Du bist und, musikalisch gesehen, reagierst auf das, was Du hoerst. Ich schaue auf den Prozess, wie man das macht, und ich spiele den Studenten viele Musik-Uebungen vor, die helfen,  Geduld zu lernen und die Dinge die es braucht, um das hinzukriegen.“   

Als ich David solo spielen sah, war einer der staerksten visuellen Eindruecke sein praechtiger Hemage Elektro-Kontrabass. Sein auffaelliges kopfloses Design und der exzentrisch geformte Body sind einzigartig. Ich fragte mich, warum ich bisher noch nie eines dieser wunderschoenen Instrumente gesehen hatte. David erklaerte es mir.   

„Es gibt nur drei davon, ein junger Student in Dresden hat einen, und ich habe den Original-Bass, den ich in Amerika lasse und den, den ich in Europa habe. Der Koerper ist aus Kirschholz und er hat ein regulaeres Bass-Griffbrett aus traditionellem Ebenholz und eine normale, traditionelle Bridge, also sind Saitenhoehe und Laenge dieselben. Also ist mein Bueroplatz fuer Noten derselbe. Offensichtlich ist er aber viel schmaler und hat keine Schnecken, ich stimme ihn unterhalb der Bridge. Er wurde von Herman Elacher in Hol im Tirol, einer kleinen Stadt etwa zwanzig Kilometer von Innsbruck, gebaut.“  

„Ich habe auch einen alten franzoesischen Akkustik-Bass, der 1795 gebaut wurde und in einem Orchester gespielt wurde, das Beethoven einst in Paris als Gast dirigierte, urspruenglich ein Dreisaiterbass. Ich benutze meinen Akkustik-Bass fuer viele Jazz-Sachen, die ich mache. Ich mache verschiedene Sachen, vor ein paar Wochen spielte ich in Milwaukee ein Trio-Konzert mit Clark Terry und Bud Shank, ziemlich traditionelle Sachen, aber ich spielte trotzdem mit dem Hemage Bass, weil ich den gratis im Flugzeug mitnehmen konnte, und er spielt sich auch in solchen Situationen wirklich gut.  

Da David sowohl akkustischen wie elektrischen Stehbass spielt, fragte ich ihn, ob er denke, dass ein moderner elektrischer Stehbass wirklich den Klang eines Kontrabasses nachproduzieren kann.  

„Nein, natuerlich nicht, das waere unmoeglich. Sogar ein verstaerkter Kontrabass toent nicht wie ein Kontrabass, sondern wie ein elektrisches Instrument, was ein Grund ist, warum ich es heutzutage schwierig finde, Kontrabass zu spielen, denn ich mag es nicht, ueber den Verstaerker zu spielen, ich hoere ihn gerne akkustisch. Wenn ich fuer Aufnahmen ins Studio gehe, mache ich zwei Norman 87‘s an mein Instrument und nehme einfach akkustisch auf. Der Hemage, den ich habe, soll nicht wie ein Akkustik-Bass toenen, nichts toent wie ein Akkustik-Bass ausser einem Akkustik-Bass. Du kannst diesen Klang mit keinen elektrischen Instrument erreichen, das ist unmoeglich. Aber mein Hemage Bass hat seinen eigenen Klang.  

David spielt ueber einen Walter Woods Vier-Kanal Stereo-Verstaerker mit einem Lexicon Digital-Reverb und einem kleinen digitalen Delay, das er mit grossem Effekt bei Solo-Konzerten anwendet. Man kann ihn auch eine Art Floete spielen sehen, ich lass ihn das selber erklaeren. 

"Das ist eine Shakuhachi; sie ist aus Japan und ist ein traditionelles japanisches Instrument. In den fruehen 60ern spielte es Jerry Holdman, der ein Kaffeehaus in Seattle besass, viel und brachte mich dazu, damit zu spielen. Es ist etwas ganz anderes als eine regulaere Floete; obwohl man reinblaest, ist sie mit einer ganz anderen Technik zu spielen. Es brauchte seine Zeit, bis ich einen Ton rausbrachte, aber ich spiele sie gerne, es erweitert den Klang des Basses, ich spiele beides gleichzeitig, das gibt etwas Abwechslung in ein Solo-Bass-Konzert.  

Ein Kuenstler wie David, der so viele Platten mit so vielen grossartigen Musikern gemacht hat, muss sicher einen oder zwei Lieblinge haben, oder? David fand es schwierig, zu entscheiden. 

„Da gibt es so viele; die Sachen, die ich mit Joe Henderson und Danny Richmond gemacht habe. Ich glaube nicht, dass ich einen persoenlichen Favoriten habe. Ich mag sie alle aus verschiedenen Gruenden. 'Voices' ist eine Art zu spielen, und da kommt etwas Neues heraus mit Larry Coobes und Joe LaBarbera. Ich gebe eine neue Trio-LP heraus mit Randy Porter und Alan Jones, die ich fantastisch finde, ein grossartiges Trio. Wir hatten nie Proben, und wir haben die Songs nie zweimal gleich gespielt, sie sind zwei grossartige Musiker, die es verstehen, einander Freiraum zu lassen ohne die Angst vor Ablehnung, sie waren frei, die Gelegenheiten zu ergreifen, und die CD kommt in den naechsten Monaten auf Intuition Records raus. Ich habe mit dem grossartigen New Yorker Pianisten Gary Versace gespielt, in den Trios mit Bud Shank und Clark Terry. Viele verschiedene Sachen, ich spiele nicht immer im gleichen Stil. Ich finde die Solosachen auch toll, die ich gemacht habe. Also ich kann wirlklich nicht sagen, ich haette einen Liebling.“ 

Eines seiner neueren Alben ist 'With You In Mind', einen Zusammenarbeit mit Gary Versace auf dem Summit Label. Gary ist ein geschaetzter Pianist, und er und David spielen sehr kompakt zusammen auf diesem Album. Wie sie einander genug Platz lassen fuer Ausdruck innerhalb der Modalitaeten zeigt ihre Faehigkeiten als Musiker und die Sensibilitaet fuer einander. Als ich die Platte das erste Mal hoerte, war ich beeindruckt von der verstreuten Schoenheit, und es schien mir ziemlich viel Improvisationen zu haben, aber wie David sagt: 

"Es sind alles Kompositionen, sie moegen mehr improvisionell toenen wenn man sie nicht kennt, aber je mehr man hinhoert, desto mehr hoert man die Melodien der Lieder. Und da sind zwei Standards drauf, 'All Or Nothing At All' und 'You, The Night And The Music'.  Gary Versace und ich haben eine Zeitlang in Portland, Oregon gespielt, er war einer der Jazz-Professoren an der Universitaet von Oregon. Er ist erst 32 oder 33 und ist einfach ein grossartiger Jazz-Pianist. Er hat schon Sachen mit Maria Schneider und Ingrid Jensen und vielen Leuten in New York gemacht. Er ist jetzt auf Forschungsreise in New York fuer das naechste Jahr, um zu arbeiten und zu spielen. Als wir zu ihm nach Hause gingen, hatte er einen wunderbaren Mason/Hamlin und wir stimmten ihn jeden Tag, an dem wir aufnahmen, und ich hatte meinen Akkustik-Bass, und wir nahmen zwei Mikros auf jedem Instrument und haben einfach ein paar von den Sachen aufgenommen, die wir gerne spielen, und das ergab dann diese CD. Es war auf einen DAT-Recorder aufgenommen, und wir hatten ein Mischpult und haben alles selber gemischt, und es ist wirklich gut herausgekommen. Da war so eine grossartige Kommunikation zwischen uns.“  

Wenn Du mehr ueber David’s Werke erfahren willst, kannst Du seine Website auf www.davidfriesen.net. besuchen. Er hat mir gesagt, dass er im naechsten Maerz mit seinem Trio auf Tournee geht und hofft, im Zuge dieser Tour nach England zu kommen. Ich freue mich darauf.

 

Andy Long ist unser Korrespondent in England und der Autor zahlreicher Artikel im Global Bass seit einigen Ausgaben. Er wird im 2001 mit einer Serie interessanter und provokativer Interviews mit einigen der besten und glaenzendsten Bassisten von England weiterfahren. 

 

Edith Hofmann

 

 

 

 

                                  

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Last modified: June 16, 2009