Global Bass Online May 2001
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Global
Bass praesentiert das erste Interview mit Jeff Berlin ueber sein neues
Solo-Album: In
Harmony’s Way Es
gibt wenige nennenswertere Bassisten auf der Welt als Jeff Berlin. Er ist eine
Journalisten-Freude, bringt wundervoll entwickelte Gedanken mit genau der
richtigen scharfen Wuerze, um jedermann’s Aufmerksamkeit zu erregen. Unser
letztes Interview mit Jeff hat viele Bereiche abgedeckt und die
Missverstaendnisse aufgeklaert, die einige Leute ueber seine Ansichten zum
Spielen, Proben und was er fuer die richtigen und falschen Lehr- und
Lernmethoden haelt, hatten. Es war eine Achterbahnfahrt von Informationen,
sodass wir den Leser nur scherzhalber warnen konnten: ‚Vorsicht: Denkender
Mann voraus!‘ Als
wir sein neuestes Album, ‘In Harmony‘s Way’ besprechen, finden wir Jeff in
guter Form, noch immer im Freudentaumel und voll bei der Sache. Mit dieser neuen
Platte schlaegt Jeff einen Weg ein, den er schon lange gehen wollte. ‘In
Harmony’s Way’ ist ein Jazz-Album. Ja, das ist richtig, ein reines
Jazz-Album. Mit Musikern, bei denen jeder Bandleader sabbern wuerde; z.B. Danny
Gottleib am Schlagzeug, Mike Stern, Gitarre, Gary Burton, Vibes, David Liebman
am Saxofon und jemand, den Jeff fuer einen der besten Musiker haelt, die ihm je
ueber den Weg gelaufen sind, Richard Drexler am Piano. Dank
dieser ‘A-Liste’ von Musikern konnte sich Jeff in einer Weise ausdruecken,
zu der er sich nicht nur bereit fuehlte, sondern sie wahrlich brauchte. Im
letzten Spaetsommer verriet er uns, dass er sich auf eine Art des Lernens,
Uebens und Spielens zubewegt, wie er sie zuvor noch nie versucht hatte. Er
beschrieb sie als intensiv, fordernd und gewinnbringend zugleich. In
diesem Interview spricht er ueber die Tatsache, dass er dies immer noch so
empfindet und bereit ist fuer ein ernsthaftes Lebenswerk. Diese
hoechst kreative Phase in Jeff’s Leben wurde jedoch gedaempft und seine
Entschlossenheit geschaerft durch ein persoenliches Erlebnis innerhalb seiner
Familie, das ihn und seine Familie bis ins Innerste erschuetterte. Sein
Sohn Jason, ein entzueckender 8-jaehriger Junge, dessen wichtigste
Beschaeftigung im Moment Computerspiele zusammen mit seinem Bruder Sean sind,
wurde einer Pruefung gestellt, die wir keinem Kind auf der Welt wuenschen
wuerden. Mit vier Jahren wurde er und somit auch seine Familie mit der Diagnose
Lymphdruesenkrebs konfrontiert. Wir
werden diesen wichtigen Einschnitt mit Jeff diskutieren, wie auch Jason’s
Genesung. Wir sprechen auch mit ihm ueber seinen Wunsch, alles Geld, das dieses
neue Album einbringt dafuer einzusetzen, um die Schulden, die Jeff’s Familie
durch die schwere Krankheit entstanden, zu tilgen. Jeff
Berlin ist ein Mann, der dem Monster in den Rachen geschaut hat, vor dem sich
alle guten Eltern fuerchten. Der Mut, den er in seinem Sohn gefunden hatte und
dann in sich selbst halfen ihm, die Praesentation und Entwicklung der neuen
Ausrichtung seiner Karriere und seines Lebens in Angriff zu nehmen. Ueber
welche Zeitspanne zogen sich die Aufnahmen? Ich habe es in 10 Tagen aufgenommen.
Nachdem ich die Tracks mit Richard und Danny gemacht hatte, schickte ich sie los
fuer die Overdubs, die Mike Stern, Gary Burton und Dave Liebman erledigten.
Nachdem Gary seine Vibe-Parts eingespielt hatte, aenderte ich meine Basslaeufe,
um sie ihm anzupassen. Ich musste das so machen, weil ich nicht alle Leute auf
einmal zusammenbrachte. Das Trio war hier und alle Bass- und Pianosolos wurden
live eingespielt. Liebman und Stern sagte ich: „Bitte macht einfach die
brillanten Sachen, die Ihr normalerweise spielt!“ Als ich das
Album das erste Mal erhielt, hatte ich keine Ahnung, dass Du in die Jazz-Szene
gewechselt hattest. Hast Du Dich zuvor schon je mit diesem Musik-Genre
beschaeftigt? Nicht viel auf Aufnahmen, aber ich habe
auch mein Privat-Musikleben. Als Leader bin ich Jazzmusiker. Ehrlich gesagt, mag
ich Fusion nicht. Ich mag die Bezeichnung nicht, und ich mag nicht, was dadurch
repraesentiert wird. Jazz ist fuer mich eine nicht anerkannte Kunstform in
vielen Gebieten dieses Landes. Ich wollte das so gut wie moeglich
repraesentieren und spielen. Was dabei herauskam waren einige der
musikalischsten Bass-Sachen die ich je auf eine Platte aufgenommen habe. Waehrend
des Interviews kann ich im Hintergrund Kinder von Jeff’s Player School spielen
hoeren. Einer von Jeff’s beiden Soehnen ist Jason, ein achtjaehriger Junge,
eifrig darum bemueht, gleich viel Zeit am Computer seines Vaters verbringen zu
duerfen wie sein juengerer Bruder Sean. Ich kann das wundervolle Chaos dieser
beiden Kinder hoeren, die beide total im Moment leben, wie es Kinder so gut
koennen. Die
Dinge standen aber fuer Jeff und seine Familie nicht immer so froehlich. Vor
vier Jahren wurde bei Jason eine Krebsform diagnostiziert, die als Non-Hodgkins
Lymphomanie bekannt ist. Jeff
erzaehlt mir, es habe alles gebraucht was er hatte, um damals stets die Kraft zu
haben, fuer Jason stark zu sein. Jeff sagt auch, es sei manchmal schwierig
gewesen, zu Jason ins Zimmer zu gehen und zu versuchen, immer etwas Lustiges
oder Positives zu sagen, aber das machen gute Eltern nun mal. Ich war von Anfang an locker, zu seinem
Glueck. Innerlich war ich total verkrampft. Trotzdem ging ich rein und sagte
„Jas, hey Mann, cooler Katheter, tolle Infusionen, wow! Du siehst aus wie ein
Astronaut.” Was haette ich sonst tun sollen? Wenn ich in Panik ausgebrochen
waere, haette er sich auch so gefuehlt. Als ich das erste Mal von seinem Krebs erfuhr war
ich sicher, ihn zu verlieren, denn jeder glaubt, wenn man einmal Krebs hat,
war’s das dann. Langsam fand ich heraus, dass sich viele Leute wieder voll und
ganz erholen. Aber ich kann Dir sagen, nachdem ich meinen Sohn davon betroffen
sah, werde ich nie wieder derselbe Mensch sein wie vorher. Mein Bewusstsein wurde erweitert, jetzt da ich
Jason zurueckhabe. Ich bin mir aber mehr bewusst, dass das Leben der Menschen
furchtbar veraendert werden kann durch diese Krankheit. Meine Fantasie von einem
gluecklichen Leben wurde ernuechtert dadurch, dass ich aus erster Hand sehen
konnte, wie grausam unfaire und harte Dinge im Leben einfach so passieren
koennen. Wir kannten einen Jungen namens Mario, bei dem ein
speziell boesartiger Krebs diagnostiziert wurde, als er ein Jahr alt war. Er
bekaempfte den Krebs vier Jahre lang, er hasste das Krankenhaus, er hasste die
Behandlungen. Seine letzten Worte waren: „Mami, ich will nach Hause“. Er
meinte, er wolle einfach nach Hause gehen. In sein Zuhause. Und er starb in den
Armen seiner Mutter. Ich kannte diesen Jungen und werde ihn nie
vergessen. Um es
Jason einfacher zu machen, rasierte sich Jeff seinen Kopf wie Jason’s, der
wegen der Chemotherapie die Haare verlor. So wuerde sich der Junge nicht so
merkwuerdig oder ausgeschlossen vorkommen. Jeff
bot mir an, mit Jason zu reden, eine grosse Ehre wenn man bedenkt, was die
beiden zusammen durchmachen mussten. Da geht es um sehr persoenliche, familiaere
Angelegenheiten, und ich fand es mutig und toll, dass sie sich oeffneten und
einem Medienreporter so weit vertrauten, dass er ein paar Fragen ueber die
Krankheit und ihre Einfluesse auf die Familie stellen durfte. Jeff
rief Jason her und eine schockierend junge Stimme sagte ’Hi Warren’. Haben
wir alle mit 8 Jahren so getoent? Eine weiche Seife wie ich sitzt erstaunt da
und hoert zu, wie dieser kleine Luemmel ueber sein kurzes und schwieriges Leben
spricht. Dieses
Kind hat mehr Mut als ich, vermischt mit dem unfraglichen Recht zu leben: das
ist alles ein Teil davon, 8 Jahre alt zu sein. Wow!
Ich fragte ihn, ob er fand, er haette ein interessantes Leben gefuehrt. Es ist
hier nicht noetig, so direkt zu sein... Die Stimme des Kleinen piepst ”Ja, ich
weiss”. Ich fragte ihn, ob er wisse, was das Wort ‚beruehmt‘ bedeutet,
natuerlich im Zusammenhang mit seinem Vater, doch Jason sagte, er wisse nicht,
was das bedeutet. Ich sagte, in diesem Falle bedeute es, dass ueberall auf der
Welt Menschen seinen Vater kennen und sehr moegen, was er mit seiner Musik macht,
Leute, die zu ihm fast ein bisschen wie zu einem Held aufsehen, aehnlich wie er
(Jason) seinen eigenen Vater sehen muss, und wie ich wusste sein Vater ihn sah.
Ich
fragte ihn in bezug auf die Glatzkoepfe, die sie beide waehrend der
Chemotherapie hatten, ob er fand, sein Vater sehe komisch aus und ob sie beide
gelacht haben,als sie Jeff’s Glatze gesehen haben. Jason verneint, aber er war
froh, dass Jeff nicht auch sein Markenzeichen (mein Ausdruck), seinen Schnauz,
abrasierte. Ich
fand es am besten, es hierbei zu belassen und ihn wieder gehen zu lassen, um ein
Kind zu sein. Als
Jeff wieder ans Telefon kam, sagte ich ihm, offensichtlich habe sein Sohn keine
Ahnung von der grossen, wilden Musikwelt. Ab und zu ueberkommt es ihn, dass er
einen irgendwie beruehmten Vater hat. Einmal nahm ich ihn an ein Openair-Konzert
mit, wo ich spielte. Die ganze Zeit waehrend ich spielte hatte er die Augen weit
offen, weisst Du, er benahm sich sehr lustig an diesem Tag, brachte mir Wasser
und ein Handtuch. Ich war mitten in einem Solo als er unaufgefordert auf die
Buehne kam und sich an mich anlehnte und so einige Minuten stehenblieb. Die
Menge johlte am Ende des Solos. Ich denke, er war einen Moment fasziniert vom
Starruhm, aber zum Glueck sind seine Prioritaeten sonst normale kindlicher Art. Ich
schaute mir gerade die unglaubliche Besetzung an, die Du auf dieses Album hast.
Ich habe ein Trio plus ein paar
Gastkuenstler. Danny Gottleib am Schlagzeug und Richard Drexler am Piano
bildeten den Kern der Band. Richard ist wahrlich einer der grossen begabten
Menschen, die ich kenne. Seine Musikalitaet hat mich sehr beeindruckt, und er
ist so ein humorvoller Typ. Er gab einem meiner Songs den Namen ‘Reggae
Ricardo’, und schrieb und nannte sein Lied “Liebman on a Jet Plane”, ein
wirklich schraeger Humor. Ich nannte meine Songs ‘This is Your Brain on
Jazz” und “Everybody Knows You When You’re Up & In”; wir haben beide
Freude an Wortspielen. Hat
er schon mal mit Dir zusammengearbeitet? Er nahm eine CD auf, wo er Brahms-Stuecke
umarrangierte, damit sie zu verschiedenen Latin-Rhythmen passten. Darauf waren
etwa 1001 Gast-Musiker, und ich war einer davon. Richard ist der Richtige. Es ist genau
wie mit Danny Gottleib. Ich betrachte ihn als einen der musikalischsten
Schlagzeuger, mit denen ich je gespielt habe. Wir kennen uns seit 25 Jahren, als
wir mit Pat Metheny jammten und mit Pat Martino Konzerte gaben. Er ist so
speziell und ein wunderbarer Typ. Dann
Glenn hat erwaehnt, dass Du und er ernsthaft an einer Clinic arbeiten, mit
Mackie und Dean. Wir schauen, ob wir etwas zusammen machen
koennen, weil... wir werden beide in bestimmten Kreisen als Rebellen angesehen.
Was ist unterhaltsamer, als zwei schwierige Arschloecher auf derselben Buehne zu
sehen? Und
Danny Gottlieb wird Dich auf der Clinic-Tour begleiten. Ja, aber nur wenn er auch ein Arsch sein
kann. Nein im Ernst, es steht im Gespraech und ich denke, das waere lustig. Ich
habe viele Jahre unterrichtet neben dem Spielen und ich versuche, jeden Anlass
bei dem ich dabei bin sinnvoll zu gestalten fuer die Leute, die kommen. Dann hat, glaube ich, dieselben Kriterien.
Er versucht den Leuten zu helfen, darueber nachzudenken, was sie auf ihrem
Instrument machen. Wir haben zwei verschiedene Arten dies zu tun. Dann ist ein
Vietnam-Veteran, er ist ein Krieger! Er geht mit den Leuten genauso um, wie sie
mit ihm umgehen. Wenn ein Freund erscheint, behandelt er ihn auch als Freund.
Aber wenn jemand auf Dann los will, dann gute Nacht fuer ihn. Dann macht keine
Gefangenen! Kommen
wir ein wenig zum Album. Ah so ja, das! (Lacht) Nachdem
ich es jetzt schon einige Male gehoert habe, habe ich eine Uebersicht gewonnen,
die den Eindruck von ruhigen, beschaulichen Songs hinterlaesst. Da ist auch
Freude, Ueberfluss und es toent manchmal auch ein wenig „rammlig“, aber
alles ist irgendwie feierlich untermalt. Wurden diese Songs geschrieben, nachdem
Jason mit seinem Gesundheitsproblem konfrontiert worden war? Ich habe alle Songs innerhalb 3 Monaten
geschrieben, so schnell wie noch nie. Es war ca. letzten Fruehling bis Sommer.
Ich war so voll mit Ideen, dass es nur so aus mir heraussprudelte. Die
musikalischen Ideen schwebten eine Zeitlang um mich herum und ich musste sie nur
einfangen und in eine Richtung steuern, damit sie zu Worten wurden. Das
war auch ungefaehr zu der Zeit, als Du Kontakt mit mir aufgenommen hast und
sagtest, Du seist in einem intensiven Lebensabschnitt und Deine Spiel- und
Uebungsmethoden seien nie intensiver und lohnender gewesen. Nachdem die Musik geschrieben war, sah
ich darin viele Herausforderungen an mein Solokoennen. Ich strebte immer danach,
mein spielerisches Niveau zu erhoehen, nach dem, was ich als ‘Dave Liebman-Land’
bezeichne, ins Land von Herbie Hancock und Pat Metheny. Weil ich als
Instrumentalist hoch hinaus wollte, musste ich viel arbeiten. Auch wenn ich es
nicht erreicht haette, wuerde ich diese Sachen noch mehr ueben. Ein Teil dieser
Musik ist ziemlich schwierig. Du
hast die Messlatte fuer Dein eigenes Spiel hoeher gesetzt? Ja, denn auch wenn ich die Latte verfehle,
versuche ich doch, hoeher zu springen. Das mag ich an der Musik. Es geht nicht
darum, schwierige Sachen zu spielen, nur um schwierige Musik zu machen. Ich
brauche manchmal einfach die Herausforderung, damit ich anfange zu denken. Bist
Du manchmal nicht direkt eingeschuechtert, oder zumindest bewusst, dass es da
draussen Musiker gibt, die in ihrer Karriere schon weiter fortgeschritten sind
als Du? Regt Dich das an oder macht es Dich nervoes? Ja, es regt mich an und macht mich
nervoes, und ich respektiere sie und sie schuechtern mich ein. Das heisst, wenn
ich jemanden wie Dave Liebman hoere, wie er sein Sopransaxofon an die Lippen
fuehrt und seine Musik spielt, dann gaebe ich meinen rechten Arm dafuer, diese
Toene auf meinem Bass hervorzubringen. Eingeschuechtert bin ich, weil ich nicht
denke, dass ich das je koennen werde. Der Spass daran ist, dass ich es immer
versuchen kann. Und das ist es, was ich an der Musik liebe. Was mich an einen Rand bringt ist, dass ich ihr
Territorium betreten will. Ich will das koennen, was sie auf ihren Instrumenten
spielen, aber auf meinem Instrument.
Wenn Du auf dem Bass vier Toene nacheinander
spielen kannst, wirst Du heutzutage schon als Genie angesehen! Wenn Du noch ein
wenig mehr drauf hast als diese vier Toene, bist Du schon auf dem Bass Player
– Titelbild. Wenn Du mein Solo neben die von Wayne
Shorter, Metheny oder Liebman oder von Leuten wie Mike Stern und Richard Drexler
oder GARY BURTON stellst... Gary Burton ist einer der groessten lebenden Jazz-Solisten
der Welt! Diese Jungs sind die crème de la crème.
Nach ueber 40 Jahren Musikmachen haben sie eine Tiefe erreicht, wenn ich Gary
Burton hoere, bin ich noch ehrfuerchtiger vor seiner Musik. Und er wird sich
bald von der Musik pensionieren lassen. Was,
er geht in Pension? Ja, er macht es wie Artie Shaw und hoert
einfach auf. Er will etwas anderes machen. Er hatte ein Herzproblem, das behoben
werden konnte, aber er wurde sich bewusst, dass das Leben kurz ist und dass es
noch andere Dinge gibt, die ihn interessieren koennten. Auf
der Platte hat es Walking Bass - Linien und darueber ein paar Solos (die aus
hoellisch mehr als nur vier Toenen bestehen!) was live schwierig sein wird. Was
machst Du da? Entweder nehmen wir einen Kontrabass mit
oder den Ashbury Bass. Richard spielte den Kontrabass auf “This Is Your Brain
on Jazz”. Ich
habe kuerzlich aus einem demografischen Standpunkt gehoert, dass sich Jazz und
Blues besser denn je verkaufen. Die Baby Boomer kehren zu diesen Dingen zurueck.
Hurra! Aber
das kann nicht die Motivation von Jeff gewesen sein, genau hier und jetzt ein
Jazzalbum zu produzieren? Es war eine Entwicklung. Ich kam einfach
jetzt an diesen Punkt wo ich bin und wo ich bleiben moechte, zumindest als
Bandleader. Ich habe zwei Leben, eins als Begleitmusiker und eines als Leader. Ich spiele auch Rock, vielleicht besser
als Jazz, weil Rock die kleinere Herausforderung ist fuer mich, aber
kuenstlerisch entscheide ich mich fuer Jazz, weil die Moeglichkeiten endlos sind. Als
ich Dich mir in der Rolle des Bandleaders vorstellte und diesen Song “Emeril
Kicks It Up” (geschrieben für Emeril Lagasse, den respektierten TV Chef)
hoerte, kamen mir Bilder von Jeff Berlin als Doc Severinson auf. Das kann
passieren! Ich wuerde eine TV-Show machen, wenn ich
in den roten Zahlen waere. Das ist mein Medium, denn ich habe einen schnellen
Witz, und Fernsehen ist ein grossartiges Medium fuer jemanden mit einem
schnellen Witz. Zurueck zur Wirklichkeit; gibt es
Toutneeplaene fuer das Album, ist da was in Arbeit? Und wie ist die aktuelle
Besetzung? Ja, Danny, Richard und Ich sind praktisch
in den Startloechern. Wir versuchen noch die Spielorte zu bestimmen.
Wahrscheinlich wird es naechstes Jahr, bis wir unterwegs sind um ein paar Shows
zu geben. Wann
soll die Platte herauskommen? Am 10. Mai, und sie wird nur ueber meine
Homepage erhaeltlich sein auf www.jeffberlinmusic.com Du
brauchst so viel Geld wie moeglich davon, das Dir direkt zufliesst. Naja, ich muss den Aerzten die Behandlung
von Jason bezahlen. Aus diesem Grunde wird die CD, zumindest im Moment,
nirgendwo anders erhaeltlich sein. Ich
weiss, diese Frage hat man Dir schon mehr als einmal gestellt, aber es muss sein.
Bei den Aufnahmen benutzt Du einen zarten Chorus-Effekt bei Deinen Solos auf
diesem Album, um Deinen schoenen sozusagen ‚fretless auf dem Bundierten‘
Klang zu erhalten. Steve Shephard hat sich um die Sounds
gekuemmert. Ich habe ein paar Vorschlaege gemacht und er versuchte, einen
musikalischen Sinn in meine Ideen zu bringen. Wenn ich mochte was er tat,
beliessen wir es so. Ist
Dein Bass irgendwie ‘aufgemotzt’? Du bis ein Dean-Ausruester, aber schicken
die Dir auch Super-Baesse? Nein, er ist nicht aufgemotzt. Nicht im
geringsten. Er hat ein Volumen- Hoehen- und Bass-Poti und zwei Pickups, das ist
alles. Also
kann jeder dieses Instrument kaufent? Ja! Einen Bass fuer mich zu machen und
dann noch einen Bass mit meinem Namen drauf fuer jedermann waere nicht sehr nett. Tausende
von Leuten machen das jeden Tag. Nun, das ist nicht meine Art. Wenn ich
ein Produkt verkaufe und den Leuten sage, dass ich es spiele, dann spiele ich es
besser auch. Ich besitze zwei Baesse, das ist alles was ich habe. Die beiden
Baesse sind ein Dean Standard und ein Dean Exotic. Es sind Standardbaesse,
direkt aus dem Regal. Was ich gemacht habe ist, dass ich sie auf meine Art
angepasst habe. Ich habe die Buende ein wenig runtergefeilt. Das ist alles! Was
bestimmt Deinem Fretless-Klang entgegenkommt? Nun, ja, ich denke schon, dass es das unterstuetzt.
Ich mochte den Gedanken Buende zu gebrauchen immer, weil ich stets dachte, dass
Buende viel mehr Klangmoeglichkeiten haben als Bundlose. Du
bist Dir sicher bewusst, dass Du mit den geschliffenen Buenden, Deiner
unglaublichen Kontrolle ueber Dein Legato und der grossen Bandbreite an Vibratos
die Du in Deinem Spiel verwendest, sehr stark nach einem Stehbass-Spieler toenst.
Oder nach einem bundlosen Bass in einigen
Gesichtspunkten... Arbeitest
Du zielgerichtet auf diesen Klang zu oder entsteht er einfach durch die Art, wie
Jeff spielt? Ich war Geiger und lernte sehr exakt, was es
bedeutet, einen Ton exakt zu spielen. Was ich damit meine, ist, dass ich ein
guter Fretless-Spieler waere, wenn ich mich entschliessen wuerde, das zu spielen.
Ich spielte zehn Jahre lang waehrend meiner Kindheit ein bundloses Instrument
(die Geige). Ich
wollte, dass der E-Bass nicht wie ein elektrisches Instrument toent. Das ist
einfach eine Philosophie von mir. Viele E-Baesse sind aktiv, und ich mag den
Klang von aktiven Instrumenten nicht. Bass hat oftmals viele Hoehen und ein
Klicken, und ich empfand das als kuenstliche Klaenge und versuchte es zu
vermeiden. Aber ich spiele benutze immer noch ein
elektrisches Instrument. So habe ich ein wenig bundierten Klang und ein bisschen
‚Klick‘-Klang. Ist
Dein Hoehen-Poti zu? Ja, ist es. Fast. In
einigen Deiner schnelleren Parts horchte ich nach dem Klang Deiner Finger, wie
sie ueber das Griffbrett rutschen, aber das fehlt bemerkenswert. Das ist auch meine Artikulierung von der Geige her.
Weil ich glaube, dass eine Note viel Kraft hat war das meiste, was ich waehrend
meiner Karriere geuebt habe, notenorientiert. Was ich auf der Platte spiele,
folgt denselben Traditionen, mit denen ich schon meine gesamte Musikerkarriere
gelebt habe. Das hat sich einfach so entwickelt. Auf dem Stueck “Runaway Train’
beginnst Du mit einem Klang, der sehr nach einer alten Dampflokomotive toent,
die ihren Motor anfeuert und die Raeder immer schneller und schneller drehen.
Entstand aus dieser Technik die Idee fuer den Song oder war der Song zuerst da? Die
Technik war zuerst. Die Leute sind so fokussiert auf Slappen, wenn Du einen
Beweis dafuer willst, dann geh an irgendeiner Musiker-Versammlung auf der Welt
die Gaenge rauf und runter. Wahrscheinlich hoerst Du bei praktisch allen
Bassisten die gleiche Technik, ein aktives Instrument und denselben Transistor-mit-Horn
– Verstaerker, damit alle den gleichen typischen Slapsound mit den aggressiven,
harten Höhen haben. Als ich diese Spielweise und den Klang
waehrend Jahren anhoerte, dachte ich mir, da MUSS ES DOCH NOCH EINEN ANDEREN
KLANG GEBEN auf dieser Welt, den die anderen Leute nicht schon alle spielen! Ich
fand es witzig, dass der Sound, den ich suchte, vom Akustik-Jazz kam. Auf eine
merkwuerdige Weise wurden diese Slapper und Fretless-Spieler die besten Lehrer,
die ich je hatte, weil ich wusste, dass ich das nicht tun wollte, was sie
machten. Ich respektierte ihr Koennen, ich wollte nur nicht auch noch in ihrem
Club mitmachen. Musik ist die einzige Sache in meinem
Leben, bei der ich selbstsuechtig bin. Alles andere ist Verhandlungssache, aber
nicht meine Musik. Ich sage dies als Leader, nicht als Begleitmusiker. Als
Begleiter ist ALLES verhandelbar. Was immer mein Boss will, versuche ich ihm zu
geben. Aber als Musiker, der seine eigenen Sachen verwirklichen will, muss ich
nur anhoeren, was die anderen machen, und in die entgegengesetzte Richtung gehen!
Das ist leicht! Nun,
es ist ja allgemein bekannt dass Du weit mehr als nur vier Noten nacheinander
spielen kannst. Denkst Du, dass die Leute Dich als einen Seher, einen
Zukunfts-Visionaer ansehen werden, weil das was Du machst NICHT das ist, was
alle anderen tun. Simpel und effektiv. Brilliant durch die Einfachheit. Das ist genau und 100%ig der Fall. Ich vereinfache
die Erfahrung, ich weiss, es ist nicht so einfach wie ich es sage, aber die
Philosophie ist todeinfach zu verstehen. Die Leute spielen meist alle dasselbe,
weil es das ist, was sie kennen. Ich nicht! So bald ich weiss, was alle anderen
tun wollen, drehe ich mich um und gehe weg davon, versuche etwas anderes zu
finden. Aber die meisten Leute tun dies nicht. Viele Leute wollen moeglichst
sofort Erfolg und Anerkennung, aber Musik ist keine Kunstform, wo dies so
schnell geht. Nein,
es geht manchmal 15 Jahre, bis man zuerst mal anfaengt, ein wenig Anerkennung
fuer die Anstrengungen zu bekommen. Da hast Du Recht, das sagt auch Dave
Liebman. Du kannst ueber die Zeit besser werden. Du kannst Konzerte geben, Jobs
bekommen und mit der Zeit wirst Du besser. Man sitzt ja nicht 15 Jahre in einem
Zimmer. Man muss Konzerte geben und spielen, das ist mindestens so wichtig wie
das Ueben im Zimmer, um musikalisch weiterzukommen. Wer
ist die Dame, die auf ‚Pale Glider‘ singt? Die ‘Dame’ ist Steve Shephard (hier faengt Jeff an zu lachen) Es ist ein Mann… Was,
das ist ein Mann?! Das bringt mich um! Er sang wunderschoen! Sie, die eigentlich
ein Er ist, ist ein feiner Jazzsaenger. Sehr ueberzeugend! Er wird lachen, wenn er das liest. Er hat
einfach eine hohe Stimme. Ich wollte einen richtigen Saenger fuer diesen Song
suchen. Wir sassen da, und Steve sagt: “Weißt Du, ich koennte es machen!”.
Ich sagte, “Nun ja, ich brauche ein wenig Legitimitaet”. Er sagt, “Nein, nein, nein, ich kann das machen!” Also schlossen wir das Mikro an, er
drueckte den Aufnahme-Knopf und machte die Spuren dreimal, und sie sind
wunderschoen! Das
sind sie, ja! Es hat funktioniert. Das bringt mich um! Ja, er hat grossartige Arbeit geleistet! Er ist der Ingenieur, er mischte das Album ab UND er machte den Gesang. Nachdem
Du dieses Album fertiggestellt hast, was hast Du aufnahmemaessig als naechstes
vor? Ich moechte als naechstes eine
Live-Platte aufnehmen. Ich bin geoelt und geschmiert, einfach bereit zu spielen. “Machen
wir uns bereit, loszudonnern!” Da
habt Ihr es also. Jeff macht in Jazz, und indem er das macht, folgt er einfach
seiner inneren musikalischen Stimme, erinnert sich zurueck an die Musik, die
seine Seele schon immer befluegelt hat. IN
HARMONY’S WAY ist ein rauchiges Weltklasse-Jazzalbum, aber eines, das auch
fuer die Bassfans eine Freude ist, mit Solos und Walking Bass Linien, die Dich
schneller in den Uebungsraum treiben als alles, was Du seit langr, langer Zeit
gehoert hast. Jeff
Berlin, einer der weltbesten Bassisten, ist zurueck, lange ueberfaellig, aber
sehr willkommen. Kauf Jeff's CD In Harmony's Way @ JeffBerlinMusic.com
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